Der Polizist im Volkspolizeikreisamt blickte die Frau an, die bleich vor ihm stand und deren Stimme zitterte. Meine Töchter sind weg. Sie sprach sehr hastig. Ihre 10 und 11 Jahre alten Töchter habe sie am Freitag um 16 Uhr 15 mit den Fahrrädern von Friedebach nach Kleinen zum Bruder geschickt, wo sie die Nacht verbringen sollten, weil sie selbst in die Oper gehen und erst am nächsten Vormittag zurückkehren wollte. Dabei mussten die Mädchen durch den Wald fahren. Am nächsten Tag, sagte die Frau, habe sie von einer Freundin ihrer älteren Tochter gehört, dass diese nicht in der Schule gewesen sei. Der Anruf war über eins - eins - null beim Operativen Diensthabenden des Volkspolizeikreisamtes angekommen, der das Datum notiert hatte, als Uhrzeit 0 Uhr 13, den Namen des Anrufers, einen gewissen Eberhard Schiegel aus der Schillerstraße 48, und eine in erregten Worten gegebene Schilderung: Vor seinem Haus liege seit drei Minuten auf dem Bürgersteig ein schwerverletzter Mann. Er selbst habe ein Geräusch gehört, sei an das Fenster gelaufen, habe ein auf dem Bürgersteig davonfahrendes Auto gesehen und dann den Verletzten. Er sei sofort nach unten gelaufen, um dem Verletzten zu helfen, aber der sei am Kopf stark verletzt, nicht bei Bewusstsein und röchele. Zwei spannende Kriminalerzählungen aus dem Jahre 1987.
Autorentext
Geboren 1941 in Berlin. Diplom-Wirtschaftsingenieur. War einer der erfolgreichsten Krimiautoren der DDR.Theodor-Körner-Preis.Lebt in Leipzig. Schreibt Krimis, Thriller, Kinderbücher. Übersetzung ins Chinesische, Niederländische, Russische, Tschechische und Dänische.Zwei Krimis erschienen vor der Wende bei S. Fischer. Sein Krimi Tatort Teufelsauge war ab 2006 nach der Übersetzung ins Englische durch Professor Mark Webber Lehrstoff an der Universität Toronto im Kurs Deutsche Kriminalliteratur. Sein Krimi Der Sog wurde 1988 verfilmt und als Alles umsonst nach der Wende mehrfach im Fernsehen ausgestrahlt, zuletzt 2009.Im Jahr 2010 erschienen seine besten schwarzhumorigen Kriminalgeschichten Dunkel ist der Weg der Rache.Ab Mai 2012 ist sein fesselnder Norwegen-Krimi Auf den Schwingen der Hölle im Buchhandel, der für Kontroversen sorgt, drastisch, düster, aber auch voller Poesie. Ein Buch mit einem gänzlich unerwarteten und schockierenden Finale. Nach aufwendigen Recherchen in Tokyo entstand sein Thriller Man stirbt nicht lautlos in Tokyo, der zur Buchmesse 2013 in Leipzig als ein Vorzeige-Krimi des fhl Verlages Leipzig erschien.Teilnahme am 2. Berliner Krimimarathon 2011.Bibliografie:KinderbücherFlucht über die AndenDas Glücksschwein und andere TaschengeldgeschichtenDer Kommissar in der Regentonne und andere DetektivgeschichtenEin Fall für die FeriendetektiveEin Fall für die SuperspürnasenElf Kicker im FußballfieberMutgeschichtenDer vertauschte Mittelstürmer und andere FußballgeschichtenDas Labyrinth in den KlippenDie Ruine der RabenFlucht aus MontecastelloDas Labyrinth in den KlippenGefährlicher VollmondAbenteuerland Verfolgung durch die grüne HölleSchatzsuche auf der TotenkopfinselDas Grab des PharaosDuell mit dem TyrannosaurusKrimisDer Sog (BRD-Titel: "Ein tödliches Ultimatum")Tatort TeufelsaugeDie Hölle hat keine HintertürNeuntöterEine Stadt sucht einen MörderDer graue MannDer Tod kam in der MittsommernachtSatans tötende FaustIm Höllenfeuer stirbt man langsamDunkel ist der Weg der RacheAuf den Schwingen der HölleSonstigesPolterabendDie ungewöhnliche Brautfahrt und andere GeschichtenDas Tal der HornissenDie Stunde des KondorsDie Nacht der Schnee-EuleSternschnuppen fängt man nichtWo blüht denn blauer MohnGeschichten in Schulbüchern verschiedener Länder (Frankreich, Schweden, Norwegen)Geschichten in christlichen Anthologien (Marienkalender)Fernsehfilm: Alles umsonst
Zusammenfassung
Dieses Buch präsentiert zwei spannende Kriminalerzählungen von Jan Flieger aus dem Jahre 1987. In der Titelgeschichte geht es um einen Unfall, in dessen Folge ein junger Mann noch im Krankenwagen stirbt, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Den Polizisten fallen einige Unstimmigkeiten auf. Offenbar muss ein Auto den Mann noch einige Meter mitgeschleift haben. Aber so sehr die Kriminalisten auch suchen, sie können kein Auto finden, das für diesen Umfall infrage kommt. Es scheint wie vom Erdboden verschwunden zu sein Die zweite Geschichte beginnt mit einer verzweifelten Frau, die sich an einem Sonnabend um11 Uhr 45 an einen Polizisten im Volkspolizeikreisamt wendet: Meine Töchter sind weg. Sie habe sie am Freitag um 16 Uhr 15 mit den Fahrrädern von Friedebach nach Kleinen zum Bruder geschickt, wo sie die Nacht verbringen sollten, weil sie selbst in die Oper gehen und erst am nächsten Vormittag zurückkehren wollte. Dabei mussten die Mädchen durch den Wald fahren. Am nächsten Tag, sagte die Frau, habe sie von einer Freundin ihrer älteren Tochter gehört, dass diese nicht in der Schule gewesen seien. Ihr Bruder bestätigte am Telefon, dass ihre Töchter nicht angekommen seien und er der Meinung war, sie hätte es sich anderes überlegt und die Mädchen doch in Friedebach gelassen. Die Bewohner zweier Dörfer suchten bereits, die Funkstreife, der ABV und VP-Helfer INHALT:Sie kommen zu sechstDer MontagDie Hölle hat keine HintertürLESEPROBE:»Sie waren gar nicht weg?«»Nein. Ich war müde, hab' mich hingehauen.«»Und Sie hörten immer Tonband? Die ganze Zeit?«»Ja. War's alle, hab' ich ein neues Band aufgelegt. Ich brauch' Musik, wissen Sie, so wie andere das Rauchen.«»Sie haben nur gelegen?«»Na, ich hab' dann auch geschnitzt.«»Und Sie waren nicht draußen?«»Nein. Warum auch. Holz zum Schnitzen hab' ich genug. Sie sehen's ja.«»Ja, ja«, sagte Kellermann mit einem Blick in die Richtung, in die Winklers Finger wies.»Um Viertel nach sieben habe ich Abendbrot gemacht«, sagte Winkler.»Sie haben wohl keinen Freund und keine Freundin?«»Ich bin lieber für mich.«Kellermann lächelte. »Und kein Mädchen?«Winkler hob die Hände. »Klappt nicht so recht. Hab' ja noch Zeit.«»Auf dem Dorf ist es nicht so gut wie in der Stadt, Herr Winkler.«»Da hab'n Sie recht. Zur Disco muss man ein paar Kilometer fahren. Da vergeht's einem.«»Hat Sie jemand hier gesehen am Freitag?«»Na, die Alte doch. Ich muss ja vorbei an ihrer Tür, wenn ich gehe und komme.
Inhalt
Sie kommen zu sechstDer MontagDie Hölle hat keine Hintertür