CHF12.00
Download steht sofort bereit
Nik war immer der Künstler in der Familie, der für ein bisschen Geld in einer Bar jobbte. Und wenn das nicht reichte, gab es ja auch noch seine Schwester Denise. Jetzt, kurz nach seinem 50. Geburtstag und der Fertigstellung des angekündigten letzten Albums, ist er verschwunden. Und Denise sitzt da, liest in seinen ausufernden Tagebüchern, Chroniken genannt, die eine ganz andere Geschichte erzählen: die einer vollendeten Popstarkarriere mit allen Höhen und Tiefen - eine Mischung aus erfundenen Plattenbesprechungen, Interviews mit sich selbst und ausgedachtem Klatsch. Und sie liest auch über sich, wie er sie sah, die ihm so vertraute Schwester. Sie liest, um zu verstehen: ihren Bruder, sich selbst und nicht zuletzt, was es heißt, einen Traum zu haben in der gnadenlosen Welt des Alles-oder-Nichts - ganz ohne Kompromisse. Ein kluger und berührender Roman über Familie und unbedingte Liebe, über die Vielfältigkeit und Unzuverlässigkeit des Erinnerns und den bedingungslosen Drang, etwas zu erschaffen das bleibt.
Dana Spiotta, geboren 1966, wuchs in Kalifornien auf und lebt heute mit ihrem Mann und ihrer Tochter im Cherry Valley im Staat New York, wo sie, wenn sie nicht gerade schreibt, im ersten Stock ihres Hauses ein Restaurant betreibt.Dana Spiotta wuchs in Kalifornien auf und lebt heute mit ihrem Mann und ihrer Tochter im Cherry Valley im Staat New York, wo sie, wenn sie nicht gerade schreibt, ein Restaurant betreibt. Ihr erster Roman 'Lightning Field' (2001) wurde von der New York Times als eines der wichtigsten Bücher des Jahres geehrt. Ihr zweiter Roman 'Eat the Document' (2006, dt: 2008) stand auf der Shortlist für den National Book Award. 'Glorreiche Tage' war 2011 für den National Book Critics Circle Award nominiert.
Vorwort
»Purer Rock'n'Roll.« Thurston Moore, Sonic Youth
Autorentext
Dana Spiotta, geboren 1966, wuchs in Kalifornien auf und lebt heute mit ihrem Mann und ihrer Tochter im Cherry Valley im Staat New York, wo sie, wenn sie nicht gerade schreibt, im ersten Stock ihres Hauses ein Restaurant betreibt.Dana Spiotta wuchs in Kalifornien auf und lebt heute mit ihrem Mann und ihrer Tochter im Cherry Valley im Staat New York, wo sie, wenn sie nicht gerade schreibt, ein Restaurant betreibt. Ihr erster Roman »Lightning Field« (2001) wurde von der New York Times als eines der wichtigsten Bücher des Jahres geehrt. Ihr zweiter Roman »Eat the Document« (2006, dt: 2008) stand auf der Shortlist für den National Book Award. »Glorreiche Tage« war 2011 für den National Book Critics Circle Award nominiert.
Zusammenfassung
Nik war immer der Kunstler in der Familie, der fur ein bisschen Geld in einer Bar jobbte. Und wenn das nicht reichte, gab es ja auch noch seine Schwester Denise. Jetzt, kurz nach seinem 50. Geburtstag und der Fertigstellung des angekundigten letzten Albums, ist er verschwunden. Und Denise sitzt da, liest in seinen ausufernden Tagebuchern, Chroniken genannt, die eine ganz andere Geschichte erzahlen: die einer vollendeten Popstarkarriere mit allen Hohen und Tiefen - eine Mischung aus erfundenen Plattenbesprechungen, Interviews mit sich selbst und ausgedachtem Klatsch. Und sie liest auch uber sich, wie er sie sah, die ihm so vertraute Schwester. Sie liest, um zu verstehen: ihren Bruder, sich selbst und nicht zuletzt, was es heit, einen Traum zu haben in der gnadenlosen Welt des Alles-oder-Nichts - ganz ohne Kompromisse. Ein kluger und berhrender Roman ber Familie und unbedingte Liebe, ber die Vielfltigkeit und Unzuverlssigkeit des Erinnerns und den bedingungslosen Drang, etwas zu erschaffen das bleibt.
Leseprobe
Sie sagte immer, es sei losgegangen, beziehungsweise ihr zum ersten Mal aufgefallen, als ihr Vater ihm zum zehnten Geburtstag eine Gitarre schenkte. So wollte es zumindest die immer wieder kolportiert und zur gemeinsamen Über-Erinnerung geschliffene Familienlegende, die sie allerdings für zutreffend hielt: Er veränderte sich in einem einzigen, genau festzumachenden Moment. Bis dahin waren Niks Lieblingsbeschäftigungen Mad-Hefte und aufwendige Tuschezeichnungen von Hunden und Katzen mit dem Auftreten exzentrischer Hipster. Er hatte ein festes Personal Mickey, den zottigen Straßenköter, der Gras rauchte und Motorrad fuhr, Linda, die nuttige Afghanen-Hündin, die immer das Haar über ein Auge hängen ließ, und Nik Kat, sein Alter Ego, ein cooler Kater, der gern Streiche spielte und immer wieder mit einem blauen Auge davonkam. Nik Kat sprach den Leser direkt an, mit kurzen, unernsten Kommentaren wie »Bitte bloß nicht umblättern«. Denise trat als Little Kit Kat, das Wunderkätzchen, auf. Sie trug ein Cape und führte folgsam Nik Kats Befehle aus. Nik machte aus jeder Episode einen abgeschlossenen Band. Anfangs produzierte er drei oder vier Kopien mit Durchschlagpapier, später stürzte er sich in Unkosten und fertigte noch ein paar mehr im Copyshop an, aber der Umschlag war jedes Mal ein Einzelstück: Er zeichnete die Umrisse mit Magic Marker vor, die er dann mit buntem, aus Zeitschriften ausgeschnittenem Papier auscollagierte. Denise hatte irgendwo noch einen Karton mit seinen Zines. Ein Exemplar gab er Mom und ihr (sie mussten sich eins teilen), eins ging an seine aktuelle Freundin (Nik hatte immer eine Freundin), eins kam in eine Plastikhülle und wurde in seinem noch jungen Archiv abgelegt, und eins ging an ihren Vater, der in San Francisco lebte.
Das Exemplar für seinen Vater signierte Nik und versah es mit der Limitierungsnummer, bevor er es in trickreich zugeschnittene braune Einkaufstüten verpackte, die er mit Tesa zuklebte. Er adressierte das Kuvert an Mr Richard Kranis. (Daneben stand immer in winzig kleinen Buchstaben Kronos. Das rührte noch aus einer Zeit, in der Nik jeder seiner Bezugspersonen den Namen und die Identität einer Gottheit zugewiesen hatte. Sein Dad war natürlich Kronos, und obwohl Nik seine kindliche Götter-und-Mythen-Phase schon lange hinter sich gelassen hatte, behielt sein Vater immer den Kronos-Beinamen in mikroskopischen Lettern.) Nik zeichnete den kompletten Umschlag voll und machte damit die Verpackung zur Verlängerung der Geschichte, die sich darin befand. Nachdem er das Heft an seinen Vater geschickt hatte, trug er die Nummern der Ausgaben und die jeweiligen Empfänger in sein Hauptbuch ein. Schon damals schien er sein eigenes Leben für künftige Forschungszwecke mit Anmerkungen zu versehen. »Selbstkuratierung oder Vergessenheit«, pflegte er zu sagen, als sie älter waren und Denise ihn wegen seines Archivierungswahns aufzog.
Denise glaubte nicht, dass ihr Vater je auf diese Päckchen reagiert hatte, aber vielleicht tat sie ihm Unrecht. Sie fragte Nik nie danach. Ihr Vater schickte zu ihren Geburtstagen ab und zu Spielzeug, aber nicht immer, und nicht zu jedem Geburtstag. Sie erinnerte sich, dass er sie einmal eine Woche nach Weihnachten besuchte und eine ganze Wagenladung Geschenke mitbrachte. Denise bekam damals ein kleines Fahrrad mit abnehmbaren Stützrädern und lila Glitzertroddeln an den Lenkergriffen. Aber die bemerkenswerteste Überraschung gab es, als er zu Niks zehntem Geburtstag auftauchte.
Nik und Denise lebten zu der Zeit in der Vista Del Mar, etwa zwei Blocks vom Hollywood Freeway entfernt. Ihre Mutter hatte dort einen kleinen, weiß verputzten Bungalow gemietet. (In seinen Comics nannte Nik das Haus Casa El Camino Real