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'Rose Hotel. Zimmer 538. Sie ist tot.' Als Sophie Kent, eine junge, aufstrebende Journalistin eines Nachts diese anonyme SMS bekommt, ist ihr sofort klar: Das könnte die Story ihres Lebens sein. Doch als sie die übel zugerichtete Frauenleiche in Zimmer 538 sieht, ist Sophie erschüttert. Das Opfer ist Natalia, ihre Informantin und Model der Londoner Fashion Week. Sophie beginnt zu recherchieren. Nach und nach deckt sie grausame Abgründe der Mode-Industrie auf - und riskiert für die Wahrheit schließlich ihr eigenes Leben.
Corrie Jackson arbeitete dreizehn Jahre lang als Journalistin, unter anderem bei 'Harpers Baazar' und der 'Daily Mail', und war anschließend als Chefredakteurin bei der 'Glamour'. Nach Familiengründung und einem Aufenthalt in den USA lebt Corrie Jackson heute wieder in Surrey, England.
»Rose Hotel. Zimmer 538. Sie ist tot.« Als Sophie Kent, eine junge, aufstrebende Journalistin eines Nachts diese anonyme SMS bekommt, ist ihr sofort klar: Das könnte die Story ihres Lebens sein. Doch als sie die übel zugerichtete Frauenleiche in Zimmer 538 sieht, ist Sophie erschüttert. Das Opfer ist Natalia, ihre Informantin und Model der Londoner Fashion Week. Sophie beginnt zu recherchieren. Nach und nach deckt sie grausame Abgründe der Mode-Industrie auf - und riskiert für die Wahrheit schließlich ihr eigenes Leben.
Vorwort
High Heels, Catwalks und blutige Morde
Autorentext
Corrie Jackson arbeitete dreizehn Jahre lang als Journalistin, unter anderem bei "Harpers Baazar" und der "Daily Mail", und war anschließend als Chefredakteurin bei der "Glamour". Nach Familiengründung und einem Aufenthalt in den USA lebt Corrie Jackson heute wieder in Surrey, England.
Leseprobe
3
Sie saß am gleichen Tisch wie immer, gekrümmt wie ein Fragezeichen.
Ich durchquerte den düsteren Pub und legte meine Tasche auf dem Stuhl ihr gegenüber ab. »Entschuldige die Verspätung.«
Natalia Kotow stierte ins Leere. Als ich ihr die Hand auf die Schulter legte, zuckte sie derart zusammen, dass sie ihr Getränk verschüttete.
»Ah, du bist's.« Das Morgenlicht wurde von den dreckigen grünen Fensterscheiben gefiltert und verlieh ihrer Haut einen kränklichen Ton. Die blauen Flecken in ihrem Gesicht und an ihren Handgelenken waren verschwunden, aber die unsichtbaren Spuren, die sie hinterlassen hatten, entgingen mir nicht. Sie schob ein Glas über den klebrigen Tisch. »Ich hab Orangensaft bestellt. Okay?«
Bis auf zwei Männer in Maleranzügen an der Theke war der Pub leer. Sie saßen vor einem tragbaren Radio, aus dem der Kommentar zu einem Pferderennen plärrte. In den farbbespritzten Händen hielt jeder von ihnen ein Glas Bier, obwohl es erst elf Uhr morgens war.
Ich lehnte mich an das Polster, das nach altem Zigarettenrauch und Schweiß stank. »Und, bereit für die Fashion Week?«
»Meine erste Show ist Samstag. Bennett Turner. Morgen ist Anprobe.« Sie sagte es fast beiläufig, aber am hellen Klang ihrer Stimme erkannte ich, dass sie sich darauf freute.
»Wie schön. Vor ein paar Tagen hatte dich noch niemand gebucht.«
»Ändert sich schnell.« Natalia spielte am Kragen ihres schwarzen Pullovers herum und wippte nervös mit dem Bein. Mittlerweile war ich mit ihrer unruhigen Art vertraut - sie schien ständig auf der Flucht. Aber heute traten ihre Tics deutlicher zutage als sonst.
»Hast du diese Woche mit deiner Mutter telefoniert?«
Natalia trank einen großen Schluck aus ihrem Glas. »Mamma macht sich Sorgen. Piotr ist krank. Hat eine Entzündung hier.« Sie deutete auf ihre Brust.
Ein sanftes Klopfen setzte ein. Regen schlug gegen die Scheibe.
»Natalia, wegen unserem letzten Treffen ... du bist abgehauen, bevor wir uns wirklich unterhalten konnten.«
Sie griff nach der Zuckerdose aus Porzellan, leerte sie und reihte die Zuckertütchen, nach Farben sortiert, nebeneinander auf, wobei sie peinlich genau darauf achtete, dass die Kanten einander nicht berührten. Ich beobachtete sie einen Augenblick lang und dachte an unser erstes Treffen zurück, einen Tag nachdem Jason Danby ermordet worden war.
Natalia wirkte damals so fragil wie ein Gespinst aus Zucker. Sie wich mir aus, arrangierte die Zahnstocher in langen, geraden Linien. Als ich sie damals danach fragte, erwiderte sie nur: »Ich mag es ordentlich.« Sie erzählte mir, wie sie zu Hause in Russland das Bettlaken immer tadellos über die Matratze gespannt hatte, die sie mit ihrem Bruder teilte. Ihre Mutter hatte sie ihr kleines Geisterkind genannt. »Wenn du ein Zimmer verlässt, milaya moya«, hatte sie gescherzt, »ist es, als wäre nie jemand darin gewesen.«
Seit unserer ersten Begegnung hatten wir uns jeden Tag im The Goat in Boots auf der Brixton High Road getroffen. Ich hatte das Gefühl, unsere Treffen könnten zu einer Enthüllung führen, einem Geständnis, einer Art Beichte. Natalia war selbstsicher und wirkte für ihr Alter sehr reif, aber sie hatte auch eine verletzliche Seite, so, als müsste das Kind in ihr erst noch erwachsen werden. Sie öffnete sich langsam, erlaubte sich mehr und mehr, mir ihre Gefühle zu zeigen. Sie erzählte von ihrer Vergangenheit. Von ihren vier kleinen Brüdern in Iwanowo (»da werden keine Träume wahr«) und ihrer Mutter, die drei Jobs gleichzeitig hatte, um Essen auf den Tisch zu bringen. Wenn sie Heimweh verspürte, was nicht selten vorkam, wickelte sie sich in die grüne Wolldecke ihrer Mutter und atmete den schwindenden Duft von Tannen und Kiefern ein. Mit ein bisschen Konzentration, so behauptete sie steif und fest, hörte sie dabei die beruhigende Stimme ihrer Mutter, die mit jedem Winter schwächer wurd