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Für Rosy und Arthur läuten die Hochzeitsglocken, die Stimmung ist famos, als sie in der Kathedrale von Gloucester standesgemäß vor den Erzbischof von Canterbury treten. Eigentlich waren danach Flitterwochen an der Côte d'Azur geplant. Doch Rosies Trauzeugin macht ihnen einen Strich durch die Rechnung: Sie hat den schwierigen Job des Chief Detective im schottischen Hochland ergattert und ist gleich mit ihrem ersten Fall heillos überfordert. In einem Hotel in Caithness wurde ein Blutbad angerichtet. Vier Personen, darunter ein angesehener Pianist, kamen dabei ums Leben. Unerschrocken verlegen Rosy und Arthur ihre Hochzeitsreise nach Schottland und ahnen noch nicht, dass sie dadurch das Leben der hochschwangeren Rosy aufs Spiel setzen ...
Harold Philipp Arthur Escroyne ist der 36. Earl of Sutherly. Nach seinem Kunststudium arbeitete er als Werbegrafiker für einen bekannten englischen Shortbread-Hersteller. Lord Escroyne ist für seine Nacktstängel-Schwertlilienzucht (Iris aphylla) über die Grenzen der Grafschaft hinaus bekannt. Der passionierte Gärtner gewann zahlreiche Preise.
Vorwort
Eine Hochzeit und vier Todesfälle
Autorentext
Harold Philipp Arthur Escroyne ist der 36. Earl of Sutherly. Nach seinem Kunststudium arbeitete er als Werbegrafiker für einen bekannten englischen Shortbread-Hersteller. Lord Escroyne ist für seine Nacktstängel-Schwertlilienzucht (Iris aphylla) über die Grenzen der Grafschaft hinaus bekannt. Der passionierte Gärtner gewann zahlreiche Preise.
Leseprobe
Tower Castle
Der Direktflug nach Schottland dauert kaum eine Stunde. Schweigend sitzen Rosy und ich eng aneinandergezwängt auf durchgesessenen Stühlen mit geschmacklosen Bezügen. Während der Autofahrt von Sutherly Castle nach Bristol haben wir ebenfalls Meile für Meile geschwiegen. Rosy sieht keine Veranlassung, ihre Entscheidung ein weiteres Mal zu begründen, und ich sehe keine Veranlassung, ihr zu verzeihen. Wir lauschen der penetranten Stimme aus dem Lautsprecher, die uns das Gespenst einer Notfallsituation in 30 000 Fuß Höhe vor Augen führt. Wir würgen Billigdrinks und Billigsnacks hinunter und schweigen verbissen.
Mir graut vor Schottland. Schottland im Spätsommer, das bedeutet selbst im abgelegenen Caithness nicht Ruhe und Naturerlebnis, sondern Horden von Touristen, die mit ihren Elektronikspielzeugen Milliarden von Bildern schießen, die Millionen von Touristen bereits vor ihnen geknipst haben. Im Spätsommer gibt es in Schottland nachweislich mehr Japaner als Schafe.
Ich hasse Touristen. Vor allem, wenn ich selbst einer bin. In Frankreich wärst du auch nur ein Tourist gewesen, lautete Rosys Argument. Das mag sein, aber für einen, der die Côte d'Azur noch nie gesehen hat, stellt sie einen der Traumorte dieser Welt dar, und ich hatte mich so verdammt auf diese Reise gefreut. Schottland dagegen kenne ich hinlänglich. Schottland ist für einen Escroyne nichts Besonderes. Als Junge hat mich mein Vater mehrmals dorthin mitgenommen. Ich liebe die Erinnerung an jene Zeit mit ihm, aber nicht die Erinnerung an Schottland. Mit ihrer unfassbaren Weite haben mich die Highlands stets traurig gestimmt. Das Wetter ist tückisch, und die Menschen wollen nur eins: die Touristen abzocken. Die Pest auf Schottland!
Missmutig starre ich aus dem Fenster in das Grau in Grau, das einen Vorgeschmack auf meine Flitterwochen darstellt. Nicht die paradiesischen Farben Südfrankreichs erwarten mich, sondern die Grauschattierungen des hohen Nordens. Ich will verdammt sein, wenn ich mich auf diese Flitterwochen freue.
»Wie lange willst du das noch durchziehen?«, fragt Rosy, während wir nach der Landung auf unsere eilig umgepackten Koffer warten. Statt Sandalen Gummistiefel, statt Schnorchel Tweedjacke.
»Ich ziehe nichts durch. Du hast deinen Kopf durchgesetzt, wie immer«, knurre ich. Mein Koffer kommt angerollt.
»Du benimmst dich wie ein trotziges Kind. Wird das so weitergehen, wenn Gwyn uns gleich draußen erwartet?«
»Was kümmert es dich? Ihr beiden könnt ja jetzt in aller Ruhe ermitteln.« Geschmeidig fahre ich den Rollgriff aus, lässig wie ein Flugkapitän ziehe ich mein Köfferchen hinter mir her und lasse Rosy einfach stehen.
So fühlt sich das also an, wenn man verheiratet ist, denke ich. Bevor wir einander das Jawort gegeben haben, lief bei uns alles wie zwischen zwei Jungverliebten. Vor nicht einmal zwei Tagen wurden wir getraut, und wir benehmen uns wie die ältesten Ehekrüppel.
Grauschwarze Wolkentürme heißen mich vor dem Flughafengebäude von Inverness willkommen. Die Temperatur ist schottisch, demonstrativ werfe ich meinen Schal über die Schulter. Auch meine andere Prognose trifft ein: Japaner. Eine ganze Busladung davon. Kaum dem Flieger entstiegen, fotografieren sie in alle Richtungen. Was gibt es auf einem Flughafen bloß zu knipsen?
»Gwyneth, wie schön!« Mein Köfferchen nimmt Fahrt auf, ich eile auf die junge Detektivin zu. »Danke, dass du uns abholst.«
»Tut mir so wahnsinnig leid, Arthur, dass ich euch die Flitterwochen vermassle.« Ihr Gesichtsausdruck ist ehrlich, ihr Bedauern echt, ihre Schönheit selbst im matten schottischen Nachmittagslicht umwerfend.
»Aber, aber, halb so schlimm«, beschwichtige ich. »Das holen Rosy und ich irgendwann nach. Hauptsache, sie kann dir helfen.«
Warum lüge ich? Weshalb ziehe ich die Show des Verständnisvollen ab, den nichts aus der