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Weihnachtsfans und Weihnachtshasser passen einfach nicht zusammen: Dieser Erkenntnis muss sich Tessa kurz vor dem Fest der Liebe stellen. Seit Jahren verbringt sie Weihnachten ihrem Freund Ole zuliebe an den Stränden Thailands, doch diesmal kommt alles anders: Kurz vor Heiligabend und dem Abflug nach Bangkok zerbricht ihre Beziehung mit einem Paukenschlag. Notgedrungen und um den Herzschmerz zu vergessen, verbringt Tessa die Feiertage bei ihrer liebevoll-verrückten Familie auf dem platten norddeutschen Land. Hier in Kappeln warten Weihnachtslieder singende Gartenzwerge, Lametta, Bratäpfel am Kachelofen sowie eine Riesenportion Trost und Liebe, aber auch der übliche Stress mit den beiden Schwestern. Dann steht auch noch Ole reumütig vor der Tür und will Tessa zurück. Doch ein sehr viel größeres Problem in ihrer Familie öffnet Tessa bald die Augen dafür, was wirklich zählt im Leben.
Anne Blum wurde an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste geboren und lebt heute in Berlin. Nach dem Studium der Theaterwissenschaft und Literatur arbeitete sie als freie Radiojournalistin, sattelte dann aufs Drehbuchschreiben um. 'Hasen feiern kein Weihnachten' ist ihr Debüt.
Autorentext
Anne Blum wurde an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste geboren und lebt heute in Berlin. Nach dem Studium der Theaterwissenschaft und Literatur arbeitete sie als freie Radiojournalistin, sattelte dann aufs Drehbuchschreiben um. "Hasen feiern kein Weihnachten" ist ihr Debüt.
Leseprobe
Der Himmel über Berlin war noch dunkel, als Tessa in ihrer kleinen Altbauwohnung in Prenzlauer Berg erwachte. Fette Schneeflocken taumelten vor dem Balkonfenster, vom Wind hin und her geworfen und von der Straßenlaterne angestrahlt. Wie wunderbar! Schnee war so selten in Berlin.
Am Vortag war die Gardinenstange mal wieder von den Wänden gekracht, und sie schliefen ohne Vorhänge. Ole neben ihr atmete noch friedlich in sein Kissen. Er schnarchte immer ganz leise, und sobald Tessa ihm übers Gesicht streichelte, hörte er auf. Wenn er schlief, sah er aus wie ein großer, verletzlicher Junge, der sich Kraft holte für den Tag. Überhaupt hatte Ole sich trotz seiner 39 Jahre dieses Jungenhafte bewahrt, das Tessa so an ihm mochte.
Sie sah auf den Adventskalender auf der Kommode mit seinen vielen bereits geöffneten Türchen. 'Eigentlich schade, über Weihnachten immer weg zu sein', dachte Tessa. Im Grunde ihres Herzens liebte sie Weihnachten, diese ganz besondere Zeit im Jahr, den Advent, über Weihnachtsmärkte zu bummeln und Plätzchen zu backen. Tessa musste an den sagenhaften Christstollen ihrer Mutter denken, den sie früher zu Hause in der Adventszeit immer zum Nachmittagskaffee mit dick Butter gegessen hatten, und an den Duft der Braunen Plätzchen, die traditionell zum ersten Advent gebacken wurden, alle drei Töchter und die Mutter gemeinsam in der Küche. Tessa und ihre Schwestern hatten damals beschlossen, dass sie später mit ihren Kindern diese Tradition unbedingt fortsetzen wollten. Doch der ganz leise schnarchende Mann neben ihr war ein Weihnachtshasser und zog es vor, das Fest einfach ausfallen zu lassen und stattdessen nach Thailand zu reisen. Nachdem Tessa Ole ein einziges (und letztes) Mal mitgenommen hatte, vor vier Jahren, war ihr die Lust auf Weihnachten mit ihm gründlich vergangen. Wie sollte man die Feiertage genießen, wenn jemand die ganze Zeit spöttisch seine Mundwinkel verzog? Klar, ihre Eltern waren schon extrem, was Weihnachten anging. Beide übertrafen sich immer gegenseitig mit tollen Ideen für die Dekoration, die Mutter mehr im Innenbereich, der Vater im Vorgarten.
Der Radiowecker sprang an, und der aufgekratzte Moderator von Radio Eins versuchte, gute Laune zu verbreiten. »Leute, in vier Tagen ist Weihnachten, und wer seine Geschenke noch nicht besorgt hat, dem rate ich dringend, dranzubleiben und gleich unser Gespräch mit dem berühmten Psychologen Arne von Wesselhaus anzuhören über die Tücken des Schenkens. Vorher aber noch Christmas is all around von Billy Mack.«
»Mach das sofort aus! Furchtbar, dieser Weihnachtsterror«, murmelte Ole schlaftrunken und noch mit herrlich tiefer, satter Stimme.
Tessa schaltete das Radio aus und kuschelte sich in Oles Armbeuge. Ein wunderbarer Platz, um noch mal eine Runde zu schlafen, aber heute musste sie rechtzeitig im Büro sein. Es war ihr letzter Arbeitstag vor Weihnachten und dem dreiwöchigen Thailandurlaub, in den sie übermorgen fliegen würden. Weihnachten auf Ko Samui wie schon die letzten drei Jahre. In einer romantischen Hütte am Strand, einfach nur Chillen, Lesen, Schnorcheln, endlich mal wieder Zeit füreinander. In letzter Zeit war es etwas hektisch gewesen.
»Guck mal, ist das nicht herrlich mit dem Schnee?«, sagte Tessa.
»Grauenvoll. Ich hasse den Berliner Winter. Mann, bin ich froh, dass wir übermorgen hier weg sind!«
»Komm schon, so schlimm ist Weihnachten nun auch wieder nicht!«
»Also, bei deinen Eltern, das war schon hardcore. Ein Weihnachtsbaum mit Lametta! Und der Vorgarten sah aus wie für eine Schwulenparade dekoriert.«
Tessa musste schmunzeln. Als sie mit Ole da war, hatte ihr Vater eine Tannenbaumaußenbeleuchtung in Regenbogenfarben entworfen, die Ole zu der Frage provozierte, ob er die Schwulen- und Lesbenbewegung in Kappeln unterstütze. Irgendwie hatte Ole ja auch recht. Ihre Eltern übertrieben es ein bisschen mit Weihnachten. Sie waren einfache Leute, di