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Es ist eisig kalt und der erste Schnee bedeckt den Boden im Berliner Tiergarten. Hannah bemerkt die Leiche zunächst gar nicht, doch als sie sie entdeckt, durchzuckt sie ein Schauer: Der Tote ist ein alter Bekannter, mit dem sie eine schreckliche Tat verbindet. Nur wenige Augenblicke später ist der leblose Körper aus dem Park verschwunden. Hat sich Hannah geirrt oder spielt jemand ein perfides Spiel mit ihr? All die Jahre fühlte sie sich mitschuldig, denn sie ist überzeugt, dass sie das abscheuliche Verbrechen hätte verhindern können. Die Schuld lässt sie nicht los und schon bald holt sie das Grauen der Vergangenheit ein ...
André Kussmaul, geboren 1970 im Schwarzwald, ist Autor, Drehbuchschreiber und freier Synchronredakteur. Er studierte Kommunikationswissenschaften an der LMU München und lebt mittlerweile in Berlin. Für nationale wie internationale TV-Projekte ist er als Creative Producer und Dramaturg tätig. 'Blut will Blut' ist sein zweiter Spannungsroman - bei Bastei Lübbe hat er unter dem Pseudonym Alexander Odin bereits 'Pandämonium' veröffentlicht.
Autorentext
André Kussmaul, geboren 1970 im Schwarzwald, ist Autor, Drehbuchschreiber und freier Synchronredakteur. Er studierte Kommunikationswissenschaften an der LMU München und lebt mittlerweile in Berlin. Für nationale wie internationale TV-Projekte ist er als Creative Producer und Dramaturg tätig. "Blut will Blut" ist sein zweiter Spannungsroman bei Bastei Lübbe hat er unter dem Pseudonym Alexander Odin bereits "Pandämonium" veröffentlicht.
Leseprobe
Kapitel 6
»Minus 23,4 Grad - die kälteste Winternacht seit zwanzig Jahren«, schepperte am Morgen die Stimme des Nachrichtensprechers aus dem kaputten Lautsprecher des kleinen alten Fernsehers mit dem schlammbraunen Holzchassis, der über dem Tresen hing. Der letzte Gast war zehn Minuten zuvor stocktrunken aus der Bar in die eiskalte Nacht hinausgetorkelt. Hoffentlich fällt der alte Mann nicht wieder hin und bricht sich was, dachte Lara. Im letzten Jahr hatte man ihn halb erfroren auf der Straße aufgelesen. Er war Stammgast und wohnte in der Nachbarschaft. Joey´s Pub war nicht nur für ihn die einzige Anlaufstelle, sondern auch für andere einsame Seelen. Lara kannte fast jeden Gast mit Namen. Die meisten Gäste, hauptsächlich Männer, kamen täglich und da sie sonst kaum Freunde außerhalb des Pubs hatten, waren die anderen Trinkbrüder ihre Familie.
Vor vielen, vielen Jahren, als Lara noch hochfliegende Pläne und Träume hatte, hätte sie sich nie im Leben ausgemalt, einmal als Thekenkraft mit tiefem Ausschnitt in einer verrauchten Eckkneipe zu landen. Früher war sie einmal schlank und weniger üppig gewesen, jetzt mit fortschreitendem Alter hatte sie reichlich Speck angesetzt und der Umfang ihrer Brüste beachtlich zugelegt, was in so einem Etablissement ein klarer Vorteil war, besonders wenn es ums Trinkgeld ging. Sie arbeitete schon eine kleine Ewigkeit in der Bar, wie viele Jahre konnte sie schon gar nicht mehr sagen. Sie polierte noch ein paar Gläser und wischte den Tresen sauber, bevor auch sie sich ihren Mantel überwarf, die Lichter löschte, abschloss und hinaus in die Kälte trat.
Wie an den Tagen zuvor fielen auch in diesen Stunden dicke Flocken vom Himmel, so dass man beinahe die Hand nicht mehr vor Augen sehen konnte. Sie wurde sofort von dicken Schneeflocken eingehüllt, während sie zu ihrem Wagen in der kleinen Seitenstraße stapfte. Innerhalb von Sekunden legte sich eine weiße Schicht auf ihre Kleidung. Der kleine blaue schon sehr in die Jahre gekommene Hyundai lag unter Schneemassen begraben. Weil sie ihre Handschuhe in der Bar vergessen hatte und sich die Finger nicht abfrieren wollte, zog sie die Ärmel ihres Mantels über die Hände und wischte mit ihren Unterarmen die Scheiben notdürftig frei. Hoffentlich geht die Karre auf. Sie musste mit dem Schlüssel ein paarmal im zugefrorenen Schloss herumruckeln, doch dann konnte sie die Tür öffnen. Sie setzte sich hinters Steuer und startete den Motor. Ohne zu stottern, lief er an und schnurrte dabei wie ein zufriedenes Kätzchen. Gut, dass sie vor Beginn der Kälteperiode noch die Batterie gewechselt hatte. Sie schaltete das Gebläse und die Heizung auf höchste Stufe, damit die Scheiben enteisten und so dauerte es nur einen Moment, bis sie freie Sicht hatte und losfahren konnte.
Vorsichtig steuerte sie den Hyundai über die matschigen Straßen und fuhr weiter zur Bundesstraße Richtung Eberswalde. Obwohl die Fahrbahn einigermaßen geräumt war, kam sie nur langsam voran. Der dichte Schneefall behinderte die Sicht. Sie musste sich höllisch konzentrieren, weil sie nur wenige Meter sehen konnte. In diesem Schneckentempo brauche ich eine Ewigkeit, fluchte sie innerlich vor sich hin. Ab und zu schälten sich aus den Schneewehen vor ihr die blinkenden orangefarbenen Rundumleuchten der sie überholenden Winterdienstfahrzeuge. Sie fuhr eine Weile, dann bog sie auf die Landstraße ab.
Sie schob eine CD mit ruhiger Musik in den Schacht des CD-Players. Die Anspannung fiel nicht so schnell von ihr ab wie sonst. Am Abend hatte es mal wieder nach längerer Zeit eine schwere Schlägerei in der Bar gegeben und sie hatte die Polizei rufen müssen. Außerdem hatte sie Ärger mit Loretta, der Besitzerin von Joeys´s Pub, die ihr unterstellte, dass sie ein Auge auf ihren Lebensgefährten Freddie geworfen hätte. Dieser Nichtsnutz, der immer ab zweiundzwanzig Uhr in der Bar abhing und sich als Chef aufspielte, nachdem er d