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Aldous Huxley, einer der großen englischen Erzähler und Utopist der Moderne, schrieb viele Kurzgeschichten. Die in diesem Band enthaltenen Erzählungen zeigen Huxley auf der Höhe seiner Meisterschaft. Einfühlsam und mit großer Menschlichkeit werden vor allem Kinder und Halbwüchsige geschildert. Einmal mehr zeigt sich Huxley als hervorragender Chronist und exzellenter Erzähler. In seinen Erzählungen zeigt sich sein zeitloser Blick, der sich mit Eleganz, Witz und Grazie verbindet.
Aldous Leonard Huxley, geboren 1894 in Godalming/Surrey, in Eton erzogen, studierte nach einer schweren Augenkrankheit englische Literatur in Oxford und war ab 1919 zunächst als Journalist und Theaterkritiker tätig. 1921 begann er mit der Veröffentlichung seines ersten Romans 'Die Gesellschaft auf dem Lande' seine literarische Laufbahn. Von 1938 an lebte er in Kalifornien. Huxley starb 1963 in Hollywood.
Autorentext
Aldous Leonard Huxley, geboren 1894 in Godalming/Surrey, in Eton erzogen, studierte nach einer schweren Augenkrankheit englische Literatur in Oxford und war ab 1919 zunächst als Journalist und Theaterkritiker tätig. 1921 begann er mit der Veröffentlichung seines ersten Romans "Die Gesellschaft auf dem Lande" seine literarische Laufbahn. Von 1938 an lebte er in Kalifornien. Huxley starb 1963 in Hollywood.
Leseprobe
Eupompos adelte die Kunst durch die Zahl
»Ich habe eine Entdeckung gemacht«, empfing mich Emberlin, als ich sein Zimmer betrat.
»Was für eine Entdeckung?«
»Eine Entdeckung über Entdeckungen«, erwiderte er, und sein Gesicht strahlte vor unverhohlener Genugtuung. Das Gespräch war unverkennbar so gelaufen, wie er es gewünscht hatte. Er hatte sein Wortspiel angebracht und lächelte mir, indem er es verliebt wiederholte - »eine Entdeckung über Entdeckungen« - wohlwollend zu. Er genoss sichtlich meine verdutzte Miene, die ich, wie ich bekenne, ein wenig übertrieb, um ihm Freude zu machen. Denn Emberlin, in mancher Hinsicht das reinste Kind, bereitete es eine besondere Freude, wenn er seinen Freunden Rätsel aufgeben und ihre ratlosen Gesichter sehen konnte. Diese kleinen Triumphe, mit denen er den anderen seine »Überlegenheit« fühlen ließ, gewährten ihm das größte Vergnügen, und wann immer es anging, leistete ich dieser Schwäche Vorschub, denn es war der Mühe wert, bei Emberlin gut angeschrieben zu sein. Es war ein Privileg, seinen Tischgesprächen lauschen zu dürfen. Nicht nur, dass er selbst vorzüglich formulierte, er hatte überdies die Gabe, auch seinen Partner dazu anzuregen. Er wirkte wie ein leichter Wein, der gerade nur bis zum Grad der Meredithschen Beschwipstheit berauschte. Man fand sich in seiner Gesellschaft sogleich in eine Sphäre geistiger Beweglichkeit und Angeregtheit versetzt. Man spürte plötzlich, dass ein Wunder geschehen war und man sich nicht länger in einer Welt fader Beliebigkeit und Unordnung, sondern irgendwo oberhalb des Durcheinanders in der Welt der Ideen befand, in einem Universum von gläserner Vollkommenheit, wo alles gestaltet war und in Einklang und Symmetrie miteinander stand. Und die Macht, gottähnlich diese neue und wirkliche Welt zu erschaffen, diese Macht besaß Emberlin. Er erschuf sie aus Worten, ein kristallenes Paradies, in das keine auf dem Bauch gehende und Erde essende Schlange je einbrechen würde, um seine Harmonien zu stören. Seitdem ich Emberlin kannte, hatte ich die Magie und alle Formen ihrer Liturgie immer mehr zu schätzen gelernt. Wenn Emberlin allein mit Worten für mich eine neue Welt erschaffen konnte und bewirkte, dass mein Geist die Herrschaft der alten Welt völlig von sich abzuschütteln vermochte, warum sollte dann nicht auch er oder ich oder irgendwer sonst, der die richtigen Formeln gefunden hat, imstande sein, in der Welt der Dinge Wunder etwas vulgärerer Art zu verrichten? Und wirklich, wenn ich Emberlin mit einem professionellen Feld-, Wald- und Wiesenzauberer verglich, dann sah ich in Emberlin den größeren Zauberer. Aber reden wir nicht mehr davon. Es bringt mich von meinem Thema ab, nämlich einer Beschreibung des Mannes, der mir gerade so vertrauensvoll mitgeteilt hatte, er habe eine Entdeckung über Entdeckungen gemacht.
Übrigens war Emberlin im besten Sinne des Wortes ein Gelehrter. Für uns, die wir ihn kannten, war seine Wohnung eine Oase stiller Zurückgezogenheit mitten in der Wüste von London. Er verbreitete eine Ausstrahlung, in der sich die fantasievolle Spekulation des Studenten mit der eher abgeklärten Wunderlichkeit eines unglaublich weisen alten Dons verband. Er war ungemein belesen, aber auf eine durchaus unenzyklopädische Art - eine Quelle belangloser Information, wie seine Feinde von ihm sagten. Er schrieb einiges, vermied aber, wie Mallarmé, es zu veröffentlichen, weil er darin so etwas wie einen Akt des Exhibitionismus sah. Einst jedoch, in der Torheit der Jugend, vor zehn oder zwölf Jahren, hatte er einen Band Verse herausgegeben. Danach verwandte er viel Zeit und Fleiß darauf, die Exemplare dieses Buches zu sammeln und zu verbrennen. Es können nur noch sehr wenige davon existieren. Mein Freund Cope hatte kürzlich das Glück, auf ein Exemplar zu stoßen - ein kleiner blauer Band, den er mir mit großer Heimlichkeit zeigte. Ich begreife nicht, warum Emberlin alle