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In der Einweihungswissenschaft versteht man unter dem Wort lesen die Entschlüsselung der subtilen, verborgenen Seite aller Dinge und Lebewesen sowie die Auslegung aller Symbole und Zeichen, die die kosmische Intelligenz im großen Buch der Natur überall eingeprägt hat. Und Schreiben heißt, das große Buch der Natur mit eigener Prägung zu versehen und durch die magische Kraft des eigenen Geistes auf Steine, Pflanzen, Tiere und Menschen einzuwirken.
Wir leben mitten in einer Zivilisation, die von uns verlangt, dass wir lesen und schreiben können - und es ist gut so, denn Lesen und Schreiben sind immer notwendig. Beide Tätigkeiten sollte man aber auch auf höherer Ebene ausführen können. In der Einweihungswissenschaft versteht man unter dem Wort lesen die Entschlüsselung der subtilen, verborgenen Seite aller Dinge und Lebewesen, sowie die Auslegung aller Symbole und Zeichen, die die Kosmische Intelligenz im großen Buch der Natur überall eingeprägt hat. Und schreiben heißt, das große Buch der Natur mit eigener Prägung zu versehen und durch die magische Kraft des eigenen Geistes auf Steine, Pflanzen, Tiere, Menschen einzuwirken. Folglich sollte man nicht nur auf dem Papier lesen und schreiben können, sondern in allen Regionen des Universums. Omraam Mikhaël Aïvanhov
Autorentext
Omraam Mikhaël Aïvanhov war ein großer Philosoph, geistiger Meister und Eingeweihter. Als warmherziger, einfühlsamer und humorvoller Lehrer war er ein lebendiges Vorbild, das durch sein selbstloses, zugängliches und brüderliches Verhalten überzeugte. Er strebte an, alle Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten - so wie ein Bergführer seine Kameraden sicher bis auf den höchsten Gipfel führt. Das Gedankengut, das Omraam Mikhaël Aïvanhov verbreitet hat, bietet zahlreiche Methoden und einen klaren, begehbaren Weg zu größerer Vollkommenheit und mehr Lebensglück. In wohltuend einfacher Sprache erklärt er alle wichtigen Zusammenhänge des Lebens und ist gerade bei den Fragen unserer heutigen Zeit wegweisend. Ob es um die Bewältigung des Alltags geht, um die Gesundheit, die Ethik, die Liebe, die Sexualität oder um tiefgründige, philosophische Themen - stets sind seine Antworten überraschend klar und hilfreich.
Leseprobe
Kapitel 1: »Das Buch der Natur« Von alters her wurde der Mensch als ein kleines Universum betrachtet. In den Tempeln der Antike wurde er als der Schlüssel dargestellt, der die Tore zum Palast des Großen Königs aufschloss, denn alles, was im Weltall als Materie und Energie überhaupt existiert, lässt sich auch im Menschen jedoch in verkleinertem Maße wiederfinden. Deswegen wird das Universum »Makrokosmos« (große Welt) und der Mensch »Mikrokosmos« (kleine Welt) genannt. Und Gott ist der Name des erhabenen Geistes, der die große und die kleine Welt schuf, beseelt und am Leben erhält. Um leben und sich weiterentwickeln zu können, muss dieser Mikrokosmos (der Mensch) unbedingt mit dem Makrokosmos (der Natur) ständig verbunden sein. Beide müssen in stetiger Wechselbeziehung zueinander stehen, denn aus dieser Wechselbeziehung besteht eben das, was man Leben nennt. Das Leben ist nichts anderes als eine ununterbrochene Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur. Findet diese Wechselbeziehung einmal nicht statt, dann treten Krankheit und Tod ein. Alles, was wir essen, trinken und atmen, ist das Leben Gottes. Es besteht überhaupt nichts, was nicht vom göttlichen Geist belebt, beseelt wäre. Alles lebt, atmet ein und aus, alles pulsiert und steht in enger Verbindung mit diesem mächtigen Strom, der von Gott ausströmt und sich über das Universum ergießt von den Sternen bis zu den winzigsten Materieteilchen. Paulus sagte: »Denn in ihm leben, weben und sind wir« (Apg 17,28). Austausch ist der Schlüssel zum Leben. Gesundheit oder Krankheit, Schönheit oder Hässlichkeit, Reichtum oder Armut, Klugheit oder Dummheit usw. hängen von der Art und Weise ab, wie sich jener Austausch abspielt. Alles ist Ernährung, Atmung, Wechselbeziehung ohne Ende. Beim Essen haben wir Austausch mit der physischen Welt; wenn wir Gefühle empfinden, wenn wir denken, findet ein Austausch auf der Astral- und Mentalebene statt. Durch ihre Ernährungs- und Atmungsweise verstopfen viele Menschen die Kanäle ihres Organismus; dann können normale Wechselbeziehungen zwischen ihnen und der Natur nicht mehr richtig stattfinden, und sie werden krank. Mit dem Herzen und dem Intellekt steht es genauso. Wenn der Intellekt und das Herz lichtvolle Gedanken und warmherzige Gefühle nicht richtig empfangen, wenn sie sich der negativen Gedanken und Gefühle nicht entledigen, wie man Asche und Abfälle beseitigt, dann stehen sie in größter Gefahr. Um glücklich und innerlich erfüllt zu sein, müssen die Menschen lernen, korrekte Wechselbeziehungen zu pflegen und insbesondere ihr Herz der Natur gegenüber zu öffnen. Sie sollen lernen, ihrer Verbindung mit der Natur gewahr zu werden und zu spüren, dass sie zu ihr gehören. Wer sein Herz dem göttlichen Strom öffnet, der das Universum durchdringt, der verwirklicht einen vollkommenen Austausch. Dann beginnt er dank dem neuartigen Intellekt, der in ihm erwacht, die subtilsten philosophischen Probleme zu begreifen. Er wird gefragt: »Wissen Sie, dass ein Philosoph über das schon geschrieben hat, was Sie jetzt sagen?« Nein, das weiß er nicht, aber es ist auch nicht so wichtig, dass er es weiß. Was er aber wirklich kennt, ist dieser Austausch, weil er ihn erlebt und tief empfindet. Es ist gut zu wissen, was ein gewisser Denker schon geschrieben hat; aber besser ist es, Beweise aus dem eigenen Leben zu liefern. Statt Bücher zu lesen, ist es besser, sich selbst mit der einzig wirklichen, unerschöpflichen und ewigen Quelle zu verbinden, nämlich der Natur. Aus dem großen Buch der Natur denn alles steht darin geschrieben sollen wir künftig lernen, unsere Zitate herauszunehmen. Denn alle Menschen werden einmal sterben, und wegen ihrer Unvollkommenheit werden sie sich alle mehr oder weniger geirrt haben; die Natur hingegen wird in alle Ewigkeit lebendig und wahrhaftig weiterbestehen. Ein großer Meister, ein großer Eingeweihter ist ein Mensch, der über die Struktur des Menschen und der Natur Bescheid weiß; ihm sind auch die Wechselbeziehungen wohl bekannt, in denen er durch Gedanken, Gefühle und Handlungen zu ihr stehen soll. Deshalb sagen die Orientalen, man lerne in fünf Minuten bei einem wirklichen Meister mehr, als in zwanzig Jahren an der besten Universität der Welt. In der Nähe eines Meisters lernt man die Wissenschaft des Lebens, denn jeder große Meister bringt das wahre Leben mit sich. Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Studium, das man an einer Universität absolviert, und der Ausbildung, die man in einer esoterischen Schule bekommt. An der Universität lernt man alles, was das äußere Leben betrifft, und nach ein paar Jahren solcher Studien sieht man wohl ein, dass man so klug ist wie zuvor: Man hat immer noch die gleichen Schwächen, die gleichen Mängel. Gewiss, man ist vielleicht zu einem namhaften Gelehrten geworden, man versteht sich auf die Handhabung von verschiedenen Geräten, man hat gelernt, Zitate anzuführen, schöne Reden zu halten und sogar eine Menge Geld zu verdienen. Dabei hat sich aber die Fähigkeit gesteigert, die Mentalität der anderen zu deformieren. Wer hingegen mit der esoterischen Lehre vertraut ist, stellt nach bestimmter Zeit eine tiefe Wandlung in sich selbst fest; sein Unterscheidungsvermögen und seine moralische Kraft sind größer geworden, so dass er den anderen zum Segen wird. Das Studium an der Universität gleicht der Analyse einer Frucht im Labor; mit Hilfe aller möglichen physischen und chemischen Verfahren findet man heraus, aus welchen Elementen Haut, Fleisch, Kerne und Saft bestehen, ohne je die Frucht selbst zu kosten, ohne sie durch die Instrumente zu entdecken, die Gott uns mitgegeben hat, ohne ihre Wirkungen am eigenen Leibe zu spüren. Es mag wohl sein, dass die Einweihungswissenschaft euch nichts über die physische Zusamme…