15%
41.60
CHF35.35
Auslieferung erfolgt in der Regel innert 2 bis 3 Werktagen.
Zu Beginn der 1930er Jahre nahm Judenfeindschaft auch in der Schweiz immer bedrohlichere Formen an. Den Schweizer Juden wurde die eigene Sonderstellung in Erinnerung gerufen, nicht zuletzt durch die judenfeindliche Flüchtlingspolitik der Schweiz während der Zeit des Nationalsozialismus. Die Kräfte mussten gebündelt, die Reihen geschlossen werden. Gleichzeitig erhielt der Zionismus stärkeren Zulauf. Ein eigener jüdischer Staat schien angesichts der feindlichen Verhältnisse unausweichlich. Nach dem Machtantritt Hitlers im Jahre 1933 flohen Tausende deutscher Juden nach Basel. Unter den ersten 'Emigranten' waren viele Studenten. Die Fluchtwelle von 1938 führte dazu, dass das lokale Flüchtlingshilfswerk der Israelitischen Gemeinde Basel (IGB) vollständig reorganisiert und ausgebaut werden musste. Als nach 1945 das Ausmass der Schoah bekannt wurde und die gemeinsame Bedrohung wegfiel, drohten Indifferenz und Abkehr vom Judentum. Konflikte brachen wieder offen aus. Eine weitere Herausforderung stellte die Staatsgründung Israels von 1948 dar. Das Buch untersucht, wie die Juden in Basel die Zeit von den späten 1920er Jahren bis in die 1950er Jahre erlebten. Neben der Darstellung der gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen werden die Menschen als handelnde Subjekte sichtbar gemacht. Im Zentrum stehen die Repräsentanten der IGB, doch treten auch andere Vereine und einzelne Akteure in den Vordergrund. Die Studie gliedert sich in drei Hauptteile: Im ersten Teil werden verschiedene Formen von Judenfeindschaft dargestellt und die Strategien aufgezeigt, mit welchen das Basler Abwehrkomitee der zunehmenden Bedrohung begegnete. Der zweite Teil widmet sich dem Thema Zionismus und Jugendbewegung und beleuchtet den Generationenwandel. Die Geschichte der jüdischen Jugendbewegung wurde von der Forschung bis anhin wenig beachtet. Im letzten Kapitel, Studenten, Emigranten und Flüchtlinge, fällt der Blick zuerst auf das Verhältnis der Universität Basel zu ihren jüdischen Studierenden. Anschliessend werden die Bedingungen für die lokale Flüchtlingshilfe sowie der streng reglementierte Alltag der Flüchtlinge zwischen Massenlager und Arbeitsdienst beschrieben.
Autorentext
Noëmi Sibold Studium der Geschichte, Politologie und Rechtswissenschaften in Basel und Bern. Seit 2007 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich.
Inhalt
Geleitwort von Heiko Haumann Einleitung Basler Juden im 19. und frühen 20. Jahrhundert Teil I: Bedrohung und Abwehr 1. Judenfeindschaft in den 1930er Jahren Überfremdungsangst und 'diskrete' Judenfeindschaft Frontenbewegung und 'Radau-Antisemitismus' Die Situation in Basel Fronten und NS-Organisationen Judenfeindschaft in Gewerbekreisen Judenfeindschaft im Privaten Basler Parteien 2. Jüdische Abwehr und interne Disziplinierung Identitätsfragen 'Jude' oder 'Schweizer'? Integration oder Separation? 'Eine Einheit aller Juden' Abwehr des Antisemitismus gegen aussen Beobachten, aufklären und intervenieren Gegenboykott und öffentlicher Protest Mit juristischen Mitteln gegen die Antisemiten Die Prozesse um die 'Protokolle der Weisen von Zion' Interne Disziplinierung Forderungen nach Kontrolle Handelskammer: Austritt oder nicht? Ein internes Schiedsgericht Berufsumschichtung und Stellenvermittlung 3. Ein Kampf gegen Windmühlen? Zwischenfazit Teil II: Zionismus und Jugendbewegung 1. Die zionistische Bewegung Zionismus in der Schweiz Zionistische Vielfalt in Basel in den 1930er und 40er Jahren Die Israelitische Gemeinde Basel und der Zionismus Die Gründung des Staats Israel 2. Jugend und zionistischer Aufbruch Das jüdische Jugendbundwesen in Basel Die Zionisten: Blau-Weiss, Brith Habonim / Haschomer Hazair und Brith Hanoar / Bne Akiwa Der Neutrale: der Jugendbund Emuna Der Selbstbewusste: der Jüdische Turnverein Basel Ein umstrittenes Projekt: das jüdische Jugendheim Eine jüdische Jugendbewegung: Gruppenidentität und Lebensgefühl Forderungen, Kundgebungen und Zusammenschlüsse Die Jugend als Herausforderung für die IGB: Subventionspolitik und Jugendkommission Nach der Schoah: die Basler 'Jugendkrise' Das Nachwuchsproblem der IGB: mangelnde Integration oder erfolgreiche Jugendarbeit? 3. Ein neues jüdisches Selbstverständnis Zwischenfazit Teil III: Studenten, Emigranten und Flüchtlinge 1. Jüdische Studenten an der Universität Basel Jüdische Studentenverbindungen in der Schweiz Ein vielfältiges studentisches Angebot in Basel Nehardea, Jordania und weitere Vereine Studentenhilfe: private Unterstützung und institutionelle Angebote Das Abwehrressort 'Jugend und Universität' Die Universität Basel und die jüdischen Emigranten und Flüchtlinge zur Zeit des Nationalsozialismus Kontingente an der Medizinischen und der Juristischen Fakultät Universität versus Fremdenpolizei Unbezahlte Unterassistenten im universitären Mittelbau Der universitäre Überbau und der Schutz der 'kleinen Schweiz' Die Universität als einflussreicher Akteur Zwischenfazit 2. Lager und Transit die Flüchtlingshilfe der Israelitischen Gemeinde Basel Schweizer und Basler Flüchtlingspolitik in den Jahren 19331945 Der Beginn des jüdischen Flüchtlingswerks 19331937 Die Flüchtlingswelle vom Sommer 1938 Rettungsversuche und private Hilfe von Basler Juden Die Israelitische Gemeinde Basel unter finanziellem Druck Die staatenlosen polnischen Juden Das Dilemma zwischen loyalem Staatsbürger und solidarischem Glaubensgenossen Reglementierter Flüchtlingsalltag Lagerleben im 'Sommercasino' Vermeiden von Öffentlichkeit und Kritik Die Vorbereitung der Weiterreise Geschlechtsspezifische Umschulung und Beschäftigung der Flüchtlinge Arbeiten im 'Dienste des Gastlandes' Basel im Mai 1940 die Angst vor einem deutschen Angriff Die Grenzsperre von 1942 und die folgenden Kriegsjahre Die Internierung der Flüchtlinge und die Flüchtlingshilfe in Basel bis zum Kriegsende Nachkriegszeit und 1950er Jahre Dauerasyl, Niederlassung oder Einbürgerung? Zögerliche gesellschaftliche Integration Der 'Bericht Ludwig' von 1957: Anlass zur Selbstkritik Eine grosse Verantwortung Zwischenfazit Epilog ' alle Juden unter dem Dache der Gemeinde vereinigen ' die Realisierung eines Gemeindehauses
15%
15%