Tiefpreis
CHF12.25
Auslieferung erfolgt in der Regel innert 5 bis 7 Werktagen.
Ein packender Thriller, der vor der Urlaubskulisse eines Kreuzfahrtschiffs eine blutige Geschichte mit Gänsehautgarantie erzählt. Mord am Kap der guten Hoffnung. Eine hochkarätige Jungfernfahrt, ein totes Mädchen und ein Täter wider Willen. Die MS Hesperos umrundet auf ihrer Jungfernfahrt 1982 das Horn von Afrika. Der 19jährige Max arbeitet zum ersten Mal als Steward auf einem Kreuzfahrtschiff und wird in eine aufregende Welt voller Sex, Abenteuer und Fernweh gesogen. Nachdem er und sein Mitbewohner in Kapstadt zwei junge Frauen mit an Bord genommen haben, nimmt das Verhängnis seinen Lauf: Als blinder Passagier an Bord kommt eine von ihnen zu Tode und die beiden Stewards stehen vor der Frage: Wohin mit der Leiche? Es bleibt nicht bei einer Leiche. Ihr Vorgesetzter ist ihnen auf den Fersen, der Bruder der Toten sinnt nach Rache, und dann sind da noch diese schrecklichen Albträume, unter denen Max seit dem Tod des Mädchens leidet. Werden die beiden Stewards als Täter überführt oder gelingt ihnen durch Zufall der 'perfekte Mord'?
Leseprobe
Dumpf schlugen die Wellen an den mächtigen Bug des Kreuzfahrtschiffes, das hoch wie ein Berg über den Wellen des Südatlantiks aufragte. Die Nacht war bereits fortgeschritten und so bemerkte niemand die beiden jungen Stewards, die hastigen Schritts auf Deck sechs vorbei an dem Swimmingpool und den Liegen in Richtung Heck unterwegs waren. Hier, ganz in der Nähe des Kaps, herrschte auch in der Nacht tropische Hitze, die vom silbernen Licht des Vollmondes über ihnen beschienen wurde. »Hoffentlich sieht uns niemand«, murmelte Max. »Wenn du dich endlich beeilst, nicht«, knurrte Andi. »Nun trödele doch nicht so herum!« »Trödeln? Weißt du, wie schwer das ist? Du hättest ja ein Bein nehmen können, anstatt einen Arm.« »Habe ich sie umgebracht oder du?«, gab Andi zurück und hing sich seinen Beutel über die Schulter. Das Tuch verrutschte und gab eine im Mondlicht graue Hand frei, die Max nun zu winken schien. Sofort spürte Max Übelkeit in sich aufsteigen und hielt inne. Er stellte den an einigen Stellen dunkel verfärbten Seesack ab und wischte sich erschöpft über die Stirn. »Hättest du gedacht, dass sie so schwer sein wird?« Er starrte auf das Bündel, aus dem eine rötliche Flüssigkeit auf den Boden austrat und einen süßlichen Geruch verbreitete. »Keine Ahnung, ich habe noch nie eine Leiche entsorgt.« »Denkst du, man wird sie suchen?« »Nicht, wenn wir uns nicht wie Deppen anstellen, obwohl du gerade alles dafür tust. Und jetzt komm!« Max packte das Bein wieder mit beiden Händen und folgte Andi. Flink wie Wiesel huschten sie an den Stühlen und der Bar vorbei, wo am Tage reges Treiben der Kreuzfahrtgäste herrschte, nun aber alles still lag. Hinten am Heck gab es eine Stelle, an der man problemlos etwas über Bord gehen lassen konnte, da die Reling ein wenig abgesenkt war. Genau zu dieser Stelle wollten sie mit ihrer Fracht, ohne von Mitgliedern der Crew oder Gästen gesehen zu werden. Schließlich aber hatten sie ihr Ziel erreicht und wuchteten die beiden Stoffsäcke über die Reling. Mit einem lauten Klatschen schlugen sie auf den Wellen auf, auf denen sie noch eine Weile umherschwammen und schließlich zu sinken begannen. »Ob es da unten Haie gibt?«, fragte Max und rieb sich über die Stirn, nur um sofort angeekelt das Gesicht zu verziehen. Der unangenehme süßliche Geruch schien sich in seine Kleidung und in jede seiner Poren zu fressen. Glücklicherweise war es auf ihrem Deck tief unter dem Meeresspiegel immer kühl, sonst hätte der Geruch bald für neugierige Fragen gesorgt. Sie hatten sie loswerden müssen. Max schloss die Augen und dachte an das, was hinter ihnen lag. Nie hätte er gedacht, dass es so schwer werden würde, einen Körper zu zerteilen. Mehr als einmal war er beinahe ohnmächtig dabei geworden, als Andi mit seinem Schlachtermesser auf ihren Körper einhieb. Erst durch die dunkle Haut, dann die Muskeln und schließlich die Knochen. Zwar spritzte das Blut nicht mehr und war an vielen Stellen bereits geronnen, doch in den dicken Arterien war es durchaus noch flüssig und hatte für allerlei Sauerei gesorgt neben den anderen Körperflüssigkeiten, die ein Körper so mit sich brachte. Max schmeckte schon wieder bittere Magensäure, obwohl er sich sicher war, dass sich in seinem Magen nichts mehr befand, was er hätte ausspucken können. Andi klopfte ihm auf die Schulter. »Jetzt schnell in das Bett, morgen um fünf geht es wieder los. Um den Rest kümmern wir uns morgen.« Der Rest, das war noch ein ganzer Körper, dem jetzt ein Bein und ein Unterarm fehlte. Ein Körper, der in ihrem Badezimmer lag und vor sich hin faulte und verweste, die ganze Intensität seines Verwesungsprozesses ein einziger stummer Vorwurf an sie. An ihn. Kalter Schweiß trat Max auf die Stirn, als er daran dachte. Das Geräusch, mit dem ihr Schädel brach, das Zucken ihrer Glieder, der kalte, starre Blick ihrer toten Augen. Er wusste, diese Augen würden ihn für den Rest seines Lebens verfolgen. Ein wenig angeschlagen von ihrem spätnächtlichen Kraftakt schlichen die beiden Stewards über das Deck zurück zur Treppe, die sie zu ihrer Kabine bringen würde. Es war bereits weit nach Mitternacht und es blieb ihnen nur noch wenig Schlaf, bis die Pflicht wieder rief. An Deck gab es kaum Pausen und keinen Urlaub. Die Saufgelage der letzten Wochen steckten ihnen zusätzlich in den Knochen. Wären sie ein wenig aufmerksamer gewesen, so hätten sie vielleicht den Schatten bemerkt, der sich hinter einem der Rettungsboote auf Deck 6 herumdrückte und jede ihrer Handlungen verfolgt hatte. Als die beiden Stewards verschwunden waren, löste er sich aus seinem Versteck und schritt zur Reling, wo er der unseligen Fracht hinterher sah, derer sich die beiden gerade entledigt hatten. Der Arm war bereits versunken, lediglich das Bein trieb noch oben. Vermutlich hatten sich bereits Gase gebildet, die das Untergehen verhinderten. Der Mann an der Reling stieß einen leisen Pfiff aus und verschwand schließlich ebenfalls. Das Bein aber löste sich aus dem Seesack und trieb noch eine ganze Weile auf den tanzenden Wellen des Südatlantiks, wurde wieder an das Schiff gesogen und schlitterte an manchem Fenster vorbei, wo es aber unbemerkt blieb, da die Bewohner der Kabinen schliefen. Wären sie wach gewesen, so hätte ihnen der Anblick von Mona Mutebes abgetrenntem Bein sicher große Angst eingejagt. So aber schliefen sie und träumten und manche von ihnen träumten gar von seltsamen Masken, von Trommeln und Tänzen und ahnten nicht, dass es Monas Ahnen waren, die ihre Tochter heimriefen in das Land unter dem Meer und Rache schworen an jenen, die ihr das angetan hatten.