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Der Non-Profit-Sektor in Deutschland befindet sich im Aufschwung. 2,3 Millionen sozialversicherungspflichtige Mitarbeiter und 300.000 geringfügig Beschäftigte arbeiten hier. Im Jahr 2007 betrug die Wertschöpfung aller Non-Profit-Organisationen (NPOs) ca. 90 Milliarden Euro. In Zeiten leerer Haushaltskassen kann der Staat die NPOs jedoch finanziell nicht mehr hinreichend unterstützen. Daher sind die Organisationen gezwungen, sich neue Einnahmequellen zu erschließen. Eine Alternative zur Beschaffung finanzieller Ressourcen stellt das Fundraising dar. Hierbei wird versucht, aus unterschiedlichsten Märkten (z. B. Privatpersonen, Unternehmen) Ressourcen wie Geld- und Sachmittel oder auch Zeitspenden ehrenamtlicher Mitarbeiter zu akquirieren. 2011 lag das Spendenvolumen in Deutschland bei ca. 4,3 Milliarden Euro (vor allem für humanitäre Hilfe, Kulturpflege, Tierschutz und Umweltschutz). Um diese Spenden zu akquirieren, werden Kosten in Kauf genommen (z. B. für Mitarbeiter oder Fundraising-Aktionen), die im Verhältnis zu den eingenommenen Mitteln stehen müssen. Um das Fundraising effizient und kostengünstig zu gestalten, wird ein Controlling benötigt.
Ein wichtiges Instrument für das Controlling sind Kennzahlen. Diese Messgrößen stellen Zustände und Entwicklungen komprimiert als Zahlen dar. Sie visualisieren Vorgänge und Maßnahmen einer Organisation und ihrer Abteilungen. Im Fundraising können zahlreiche Kennzahlen zum Einsatz kommen. Sie können vor, während und nach einer Maßnahme helfen, das Fundraising zu verbessern und Ressourcen effektiver einzusetzen. Mit ihnen können die Fundraising-Aktionen bewertet und die Planung kommender Aktionen und Maßnahmen optimiert werden. Sie geben zudem darüber Auskunft, ob und durch welche Fundraising-Instrumente vorgegebene Ziele erreicht wurden.
Diese Arbeit setzt sich mit der Anwendung von Kennzahlen und deren Relevanz im Fundraising auseinander. Sie soll die Relevanz von Kennzahlen im Fundraising näher erläutern und die Zusammenhänge zwischen Budget und Mitarbeiteranzahl klären. Ziel ist es, Handlungsempfehlungen für den Einsatz von Kennzahlen zu entwickeln, die unabhängig von Größe und Budget der Non-Profit Organisationen angewendet werden können.
Leseprobe
Textprobe:
Kapitel 2.5.2, Controlling in Non-Profit-Organisationen:
2.5.2.1, Operatives Controlling in Non-Profit-Organisationen:
Das operative Controlling befasst sich mit den aktuellen Gegebenheiten und Zielen einer NPO. Die Ziele sollen kurzfristig innerhalb eines Jahres umgesetzt und ausgewertet werden. Das operative Controlling ist quantitativ ausgerichtet und orientiert sich an primären Daten aus der Einrichtung. Es verwendet Daten und Zahlen, die die Vergangenheit abbilden und durch verschiedene Instrumente des operativen Controllings ermittelt wurden. Hierzu gehören u. a. die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV), die Aufwand und Ertrag abbildet, das Rechnungswesen, die Deckungsbeitragsrechnung, die Break-Even-Analyse, das Jahresbudget und das vorhandene Kennzahlensystem, das die Sachziele der NPO steuert. Durch die Informationen, die die einzelnen Instrumente liefern, können Maßnahmen koordiniert werden und es kann überprüft werden, ob diese erfolgreich durchgeführt und die Ziele erreicht wurden. Die Ziele in sozialen Einrichtungen gliedern sich in Sach- und Formalziele. Sachziele beziehen sich auf die jeweilige Kernaufgabe der Einrichtung, z. B. Beratung, Betreuung oder Pflege. Sachziele unterliegen dem qualitativen Controlling und sind schwer messbar, weil sie sehr individuell erscheinen und an die Kunden bzw. Klienten angepasst werden. Hinzukommt, dass sich NPOs in einem stark reglementierten Markt (Staat und Gemeinschaft) bewegen, der ihre Handlungsmöglichkeiten durch zahlreiche Regeln und Gesetze beschränkt. An diesen Vorgaben müssen sich auch die Maßnahmen und Ziele messen lassen. Für qualitatives Controlling sollten daher Variablen gefunden werden, die eine Zielerreichung messen können. Dies können Statistiken des Bundesamtes zu Arbeitslosenzahlen, Daten von Drogenabhängigen oder Zahlen der Unfälle unter Alkoholmissbrauch sein, je nach Arbeitsgebiet der Einrichtung. Auch die Zufriedenheit von Mitarbeitern ist ein mögliches Ziel des qualitativen Controllings, das sich z. B. anhand der Krankheitsquote messen lässt.
Im Vergleich dazu sind Formalziele eher mess- und steuerbar, sie unterliegen dem quantitativen Controlling. Zu ihnen werden unter anderem der Gewinn der Einrichtung, der Umsatz, Marktanteile und das Wachstum der NPO gezählt. In NPOs gelten diese Ziele als sekundär. Bei nicht gemeinnützigen Unternehmen bzw. Nicht-NPOs stehen Formalziele im Vordergrund. Zwar muss auch eine NPO liquide bleiben, um auf dem Markt bestehen zu können und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu sichern. Die Einrichtung setzt ihre Mittel aber primär ein, um den Einrichtungszweck zu entsprechen. Zudem wird der Zweck der Einrichtung zum Mittel der Rentabilität eingesetzt. Die Organisation handelt gewinnorientiert.
2.5.2.2, Strategisches Controlling in Non-Profit-Organisationen:
Ein strategisches Controlling basiert im Unterschied zum operativen Controlling auf einer längerfristigen Planung (strategische Planung). Der strategischen Planung liegen Ziele zugrunde, die über mehrere Jahre hinweg verfolgt werden. Die Ziele können sich sowohl auf die gesamte Einrichtung als auch auf einzelne Teilbereiche wie z. B. Konkurrenzsituation, Umweltaspekte, Werte und Normen der Einrichtung oder Ressourcen von Mitarbeitern beziehen. Die übergeordneten Dimensionen der strategischen Planung bilden das Leitbild (Ausrichtung) einer NPO, verschiedene Methoden aus dem Marketing wie die Unternehmensanalyse, Umwelt- und Marktanalyse und die Strategieauswahl mit ihrer dazugehörigen Umsetzung. Für eine strategische Planung sind Orientierung, Koordination, Wissen und der Zugang zu internen und externen Informationen vonnöten, um flexibel auf veränderbare Umweltfaktoren reagieren zu können. Bei einer auf mehrere Jahre angelegten Planung ist Flexibilität ein hohes Gut. Es bedarf es einer genauen Analyse bereits vorhandener Daten (Ist-Analyse). Auch eine Zukunftsprognose hinsichtlich des Marktes (3. Sektor) ist notwendig. W