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Mit seiner Ontoanthropologie legt Steffens eine erste Grundlegung jener 'Kulturontologie' vor, deren Erfordernis das Ergebnis seiner geschichtsanthropologischen Bilanz Philosophie des 20. Jahrhunderts oder Die Wiederkehr des Menschen (1999) war. Sie führt seine Studien zur Rekonstruktion der Anthropologie im Horizont der Erfahrung der Geschichte fort. Als deren systematisches Programm bildet sie die Grundlage einer Reihe von Untersuchungen der Grundbedingungen menschlichen Daseins. Die Ontoanthropologie legt die Voraussetzungen der Anthropoästhetik' dar, deren Konzept zuerst in der Poetik der Welt (1995) erprobt und mit der Selbst-Bildung (2011) erweitert wurde.
Autorentext
Andreas Steffens Schriftsteller und Philosoph, 1957 in Wuppertal geboren; Wanderschaft zwischen Philosophie, Literatur und bildender Kunst; 1980-1990 Mitbegründer und -betreiber der Galerie Epikur, Wuppertal; 1989 Promotion an der Heine-Universität Düsseldorf; 1990 2002 Wohnsitz in Paris; 1995 Habilitation und Privatdozentur an der Universität Kassel; Schwerpunkte in Lehre und Forschung: Historische Anthropologie, Kulturtheorie, Ästhetik. Zahlreiche wissenschaftliche, kunstkritische und literarische Veröffentlichungen; 2001-2004 eigene Kolumne »Fundstücke« in neue deutsche literatur (Aufbau-Verlag Berlin); Essays, Kritiken und Reden zu Kunst und Künstlern Bücher: Das Innenleben der Geschichte. Anläufe zur Historischen Anthropologie (1984); Nach der Postmoderne (Hg., mit Christine Pries und Wilhelm Schmid), Bollmann Verlag: Düsseldorf 1992; Poetik der Welt, europäische verlagsanstalt: Hamburg 1995; Philosophie des 20. Jahrhunderts oder Die Wiederkehr des Menschen, Reclam-Verlag: Leipzig 1999; Petits fours: 13 Radierungen von Annette Lucks zu Aphorismen, München 2003; Glück. Aspekte und Momente, NordPark Verlag: Wuppertal 2009; Petits Fours. Aphorismen. NordPark Verlag: Wuppertal 2009; Eva Bertram, 2 Ein Kind, Hatje Cantz Verlag: Ostfildern 2010. 1987 Preis der Stiftung zur Förderung der Philosophie 2009 Kultur-Preis der Springmann Stiftung
Klappentext
Mit seiner Ontoanthropologie legt Steffens eine erste Grundlegung jener »Kulturontologie« vor, deren Aufgabe sich als Ergebnis seiner geschichtsanthropologischen Bilanz Philosophie des 20. Jahrhunderts oder Die Wiederkehr des Menschen (1999) erwies. Sie führt seine Studien zur Rekonstruktion der Anthropologie im Horizont der Erfahrung der Geschichte fort. Als deren systematisches Programm begründet sie eine Reihe von Studien zu den Grundbedingungen menschlichen Daseins. Sie legt die Voraussetzungen der »Anthropoästhetik« dar, deren Konzept zuerst in der Poetik der Welt (1995) erprobt und mit der Selbst-Bildung (2011) erweitert wurde. Inhalt: Von Aussen nach Innen, von Innen nach Aussen; Weltvergessen, überwältigt; Ein anderes Denken; Der Urverdacht: Weltlosigkeit; Ein Ende als Anfang: Das Urereignis, das nicht endete; Die Urgestalt: Der Vertriebene; An den Polen des Daseins; Die Welt im Menschen; Weltversagen am Menschen: Die Fremde; Durch die Welten Mit der Welt geht es wie mit allem, worüber wir mit Selbstverständlichkeit verfügen: sie ist unbekannt. Dieser Unbekanntheit entspricht die Selbstunkenntnis des Menschen. Wir wissen nicht, was er ist. Und können doch nicht umhin, es wissen zu wollen. Aus den Untiefen des Daseins in der Geschichte, die sich in Katastrophen verdichtet, die den Menschen immer wieder an sich (ver)zweifeln lassen, kehrt der Urverdacht aus ferner Vorzeit noch einmal wieder: gar nicht in der Welt zu sein. Als der äußerste Schrecken des Menschen wurde Weltlosigkeit zur Folge menschlicher Handlungen. Nicht nur als Schöpfung und Natur, selbst noch als reines Menschenwerk der Geschichte ist die Welt vor allem das, was uns geschieht. Ihr Grenzwert ist Überwältigung. Man ist ihr Objekt mehr als ihr Subjekt. Wir sind handelnder Teil eines Geschehens, das sich an uns vollzieht. Die Welt-Bedürftigkeit des Daseins ist kein Verhältnis auf Gegenseitigkeit. Die Analyse dieser Urbeziehung, die alle Selbstverhältnisse des Menschen bedingt, die für ihn möglich sind, ist Ontoanthropologie. Statt des Menschen Verhältnis zur Welt untersucht sie das Verhältnis des Menschen zu sich selbst, das auf der Welt in ihm basiert. Die Welt zu denken heißt, sich dem Unverfügbaren zu stellen, dem jedes Menschenleben sich aufs neue ausgeliefert findet, um ihm nicht unterworfen bleiben zu müssen. Nur als Hervorgebrachte können wir daran gehen, uns hervorzubringen. Erst, wenn wir die Seinsbedingungen erfüllt haben, können wir unsere Existenzbedingungen selbst bestimmen. Die wir sein wollen, können wir werden, sobald wir geworden sind, die wir sein müssen. (Aus der Einleitung)
Leseprobe
Mit der Welt geht es wie mit allem, worüber wir mit Selbstverständlichkeit verfügen: sie ist unbekannt. Dass wir in der Welt leben, ohne sie zu kennen, ist ein um so größeres Paradox, als sie als Summe aller unserer Ursprünge schon in uns ist, bevor wir beginnen, uns in ihr wahrzunehmen. Dieser Unbekanntheit entspricht die Selbstunkenntnis des Menschen. Wir wissen nicht, was er ist. Und können doch nicht umhin, es wissen zu wollen. In den Untiefen des Daseins in der Geschichte, die sich vor allem als ein Kontinuum von Katastrophen darbietet, die den Menschen immer wieder an sich (ver)zweifeln lassen, kehrt der Urverdacht aus ferner Vorzeit noch einmal wieder: gar nicht in der Welt zu sein. Als der äußerste Schrecken des Menschen wurde Weltlosigkeit zur Folge menschlicher Handlungen. Für des Menschen Dasein ist die Welt unentbehrlich; aber seines nicht für deren Sein. Zur Abwehr dieses Urschreckens ist der Mensch zu allem bereit. Und nur zu wenigem in der Lage. Nicht nur als Schöpfung und Natur, selbst noch als reines Menschenwerk der Geschichte ist die Welt vor allem das, was uns geschieht. Ihr Grenzwert ist Überwältigung. Wir erfahren unsere Welt nicht nur als Außen unserer Wirklichkeiten; wir tragen sie auch in uns. Wir leben nicht nur in der Welt; sie lebt auch in uns. Die wesentlichen Geschehnisse unseres Lebens sind Ereignisse: sie geschehen einem. Bevor wir uns haben können, hat die Welt uns, die uns hervorbrachte. Bevor wir in der Welt leben, hat die Welt sich in uns festgesetzt. Und sie tut alles, uns nicht herzugeben. Niemand wird deshalb von sich erfahren, noch weniger in die Lage kommen, sich haben zu können, der die Welt nicht als das verstand, was macht, dass er ist, wie er sich findet: anders, als er fühlt, sein zu sollen. Man ist ihr Objekt mehr als ihr Subjekt. Wir sind handelnder Teil eines Geschehens, das sich an uns vollzieht. Die Welt-Bedürftigkeit des Daseins ist kein Verhältnis auf Gegenseitigkeit. Die Chance des Menschen liegt in der Zweideutigkeit der Welt. Die Kehrseite ihrer Gleichgültigkeit, mit der sie ihn konfrontiert, ist ihre Nichteinmischung in alles, was er aus eigener Kraft zu seinem Wohl vermag. Die Analyse dieser Urbeziehung, die alle Selbstverhältnisse des Menschen bedingt, die für ihn möglich sind, ist Ontoanthropologie. Statt des Menschen Verhältnis zur Welt untersucht sie das Verhältnis des Menschen zu sich selbst, das auf der Welt in ihm basiert. Die Welt zu denken heißt, zu verstehen, was es geben muß, damit wir sein können, um uns zu dem machen zu können, was wir wünschen, zu sein: sich dem Unverfügbaren zu stellen, dem jedes Menschenleben sich aufs neue ausgeliefert findet, um ihm nicht unterworfen bleiben zu müssen. Nur als Hervorgebrachte können wir daran gehen, uns hervorzubringen. Erst, wenn wir die Seinsbedingungen erfüllt haben, können wir unsere Existenzbedingungen selbst bestimmen. Die wir sein wollen, können wir werden, sobald wir geworden sind, die wir sein müssen. (Aus der Einleitung)