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Alain Schnapp untersucht die verschlungenen Wege, die die Menschheit von der Antike bis zum 19. Jahrhundert beschritten hat, um sich ihrer Vergangenheit bewusst zu werden.
Alain Schnapp erzählt die aufregende Geschichte der Archäologie in den Zivilisationen der Menschheit. Die vielfältigsten Zeugnisse antiker Kulturen kommen dabei ebenso zur Sprache wie die zahlreichen Vorurteile und Hindernisse, die zu überwinden waren.
Es ist nicht die Geschichte einer stetig fortschreitenden Entwicklung, sondern die von Wiederentdeckungen und oft in die Irre führenden Deutungen vergessener Beobachtungen. Da gab es etwa den Streit um den Wert der Gegenstände als Quellen gegenüber der schriftlichen Überlieferung, das Dogma der Abstammung der Menschheit von Adam, das chronologische Gerüst, das auf der Sintflut aufbaute, oder die schwierige Zusammenführung von Menschheitsgeschichte und Naturgeschichte. Aber dank einiger Forscher, die über Jahrhunderte das sehr hohe Alter der Menschheit verteidigt haben, ist die Archäologie eine eigenständige Disziplin geworden.
Sonderausgabe
Vorwort
5000 Jahre Archäologie - Wie die Menschheit die Vergangenheit entdeckte
Autorentext
Alain Schnapp, geboren 1946, ist Professor für Archäologie der Universität Paris I und Leiter der Abteilung »Kunstgeschichte und Archäologie«. 1982 Visiting Fellow in Princeton, von 1989 - 1990 Overseas Fellow am Churchill College in Cambridge und 1996 Getty Scholar, Santa Monica. 2007 war er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin.
Klappentext
Alain Schnapp erzählt die aufregende Geschichte der Archäologie in den Zivilisationen der Menschheit. Die vielfältigsten Zeugnisse antiker Kulturen, kommen dabei ebenso zur Sprache wie die zahlreichen Vorurteile und Hindernisse, die zu überwinden waren. Es ist nicht die Geschichte einer stetig fortschreitenden Entwicklung, sondern die von Wiederentdeckungen und oft in die Irre führenden Deutungen vergessener Beobachtungen. Da gab es etwa den Streit um den Wert der Gegenstände als Quellen gegenüber der schriftlichen Überlieferung, das Dogma der Abstammung der Menschheit von Adam, das chronologische Gerüst, das auf der Sintflut aufbaute, oder die schwierige Zusammenführung von Menschheitsgeschichte und Naturgeschichte. Aber dank einiger Forscher, die über Jahrhunderte das sehr hohe Alter der Menschheit verteidigt haben, ist die Archäologie eine eigenständige Disziplin geworden.
Leseprobe
Vorwort zur deutschen Ausgabe
Die Originalausgabe dieses Buchs ist vor 17 Jahren in der ersten Auflage erschienen. Es berührt mich besonders, dass es nun in der Sprache Goethes vorliegt, die so prägend für meine Bildung war, als ich in meiner Jugend den langen Gesprächen meiner Eltern in dem wohl etwas ungewöhnlichen »Czernowitzer Deutsch« zuhörte. Für sie war die deutsche Sprache, ähnlich wie das Französische in der Epoche der Aufklärung, ein Schlüssel, der das Tor zur Welt öffnete. Im Laufe meines Lebens hat mich diese sprachliche Prägung immer wieder begleitet, vor allem bei meinen Studien- und Lehraufenthalten in Heidelberg, Berlin und Basel. In diesen Städten und im Kontakt mit den Studenten habe ich meine Gedanken und Forschungen bereichert und von der wunderbaren Verfügbarkeit der Bibliotheken profitiert, wie sie in der deutschen Tradition verankert ist. Ohne das Konzept »Präsenzbibliothek« gäbe es dieses Buch nicht.
Ist dieser Versuch, der im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts erschien, zu Beginn des 21.Jahrhunderts noch von Interesse? Es bleibt dem Leser überlassen, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Ich selbst habe jedenfalls den Eindruck, dass diese zurückliegenden Jahre die Archäologie mit Spannungen und Instrumentalisierungen belastet haben, die wir vielleicht überwunden glaubten. Die Zerstörung der Buddha-Figuren von Bamyan und die Plünderung der Museen im Irak haben die düsteren Vorahnungen bestätigt, die uns zuvor schon angesichts der rücksichtslosen Ausbeutung der Fundstätten in Kambodscha oder in Kolumbien befallen hatten. Die Archäologie und der Umgang mit ihr sind Warnzeichen für den Zustand der Welt, und dort, wo soziale Ungerechtigkeit und unterschwellige oder offene Kriege herrschen, ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass die Forschung sich entwickeln kann und der öffentliche Zugang zu den materiellen Resten der Vergangenheit gewährleistet wird. Wenn die Herrscher Mesopotamiens einen bedeutenden Sieg davontrugen, brachten sie die Götter der besiegten Feinde »in Gefangenschaft« heim; die Assyriologen haben in den Palästen Babylons eine Sammlung von Statuen und Inschriften gefunden, die aus weit erntfernten Ländern stammen. Wenigstens haben sie sie nicht zer stört, wird man sagen. Aber man sollte vorsichtig sein, das zu verallgemeinern; zerstörte Tempel, Statuen ohne Köpfe und unkenntlich gemachte Inschriften sind überall zu finden, selbst wenn Eroberer unterschiedlichster Herkunft und Veranlagung häufig zwischen den beiden gebotenen Möglichkeiten: Bewahren als Eigentum oder Zerstören schwankten. Diese beiden Arten des Umgangs sind nichts anderes als die verschärfte Version der Nutzanwendung der Vergangenheit, die man in allen Kulturen und Breiten findet. Keine Kultur kann alles bewahren. Um zu existieren, muss man erneuern, neu bauen und überdecken. Den Völkern, die kurzlebige Materialien verwenden wie Stroh, Ziegel oder Holz, macht es nichts aus, die Reste abzutragen und Neues zu errichten; die anderen, die Erbauer von Megalithen oder Pyramiden, müssen mit deren Resten leben, von denen sie sich erdrückt oder angeregt fühlen. Man entgeht also keinesfalls dem Zwang des Umgangs mit der Vergangenheit. Ob man nun versucht, sie zu vergessen oder zu verdrängen, oder sich bemüht, sie wiederherzustellen oder zu überhöhen: irgendeine Lösung muss man finden. Die Vergangenheit ist ein Fragment dessen, was sich ereignet hat, oder, wie die Inder sagen würden, eine »Schuld«, die die Menschen der Gegenwart an ihre Vorgänger bindet, ohne dass sie sich dessen immer bewusst sind. Und deshalb gibt es keine Gesellschaft ohne Vergangenheit, und ebenso wenig Menschen ohne Erinnerung.
Mit diesem Buch lege ich eine Studie der Techniken der Erkundung der Vergangenheit und eine Art Vorgeschichte der Archäologie vor, die schriftliche Quellen zwar nicht ausschließt, aber die materiellen Zeugnisse der Vergangenheit stärker in den Vordergrund stellt. Es gibt Gesellschaften, die ohne Schrift auskommen müssen, und andere, denen die Schriftlichkeit vollkommen zu Gebote steht, und die Tradition letzterer ist über die Jahrhunderte so viel reicher geworden, dass man bisweilen glauben möchte, einer Gesellschaft ohne Schriftzeugnisse fehle auch die Fähigkeit, sich zu erinnern. Dennoch haben es sogar Völkerschaften, die unter den größten Entbehrungen in den heißesten Wüsten oder in der kältesten Arktis lebten, verstanden, Erzählungen zu überliefern, markante Plätze einzurichten und Kunstgegenstände hervorzubringen, die als Hilfsmittel der Erinnerung dienten. Erinnerung ist zwar nicht mit dem Begriff Geschichte in dem Sinne gleichzusetzen, den ihm Griechen oder Chinesen auf jeweils ihre Art gaben, aber die Erzählung gehört doch zu den Bestandteilen der Geschichte und den Mitteln, mit deren Hilfe man die für jeden gesellschaftlichen Zusammenhang so wichtige Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart knüpfen kann. André Leroi-Gourhan beschreibt in L'homme et la matière (Hand und Wort. Die Evolution von Technik, Sprache und Kunst) - eine grundlegende Lektüre und eine Art Bibel für die viele Archäologen meiner Generation - die zahllosen Techniken, mit denen die Menschen das für sie Notwendige aus der Natur erschaffen. Als ich dieses Buch schrieb, wollte ich zunächst für meine Studenten die Ursprünge der modernen Praxis der Archäologie nachzeichnen, um unser heutiges Wissen der Probe der historisch-kritischen Betrachtung zu unterziehen und die Fr…