«Flamingo» wird das schönste Halunke-Album

Liebi Halunke, es war ein schwieriges Jahr für Kulturschaffende, aber Corona konnte Euch nicht aufhalten, wie «Flamingo» oder «Für di» beweisen. Wie habt Ihr die Pandemiezeit als Band gemeistert?
Wir zwei hatten quasi ein tolles einjähriges Bandcamp, wobei wir ja schon lange im gleichen Haushalt wohnen. Ehrlich gesagt, der einzige Unterschied war, dass wir keine Konzerte spielen konnten bzw. durften. Wir arbeiten ja autonom, ohne Plattenfirma, ohne Management/Booking und ohne Produzenten. Dadurch sind wir neben der Musik auch viel mit organisatorischen Dingen beschäftigt. Eine Konzertpause in dieser Länge hatten wir noch nie. Wir nutzten daher die Zeit, um unser neues Album «Flamingo» zu produzieren.

Im September erscheint Euer neues Album. Was könnt Ihr uns bereits darüber verraten?
Es wird das schönste Halunke Album werden, das können wir schon mal verraten. Wer uns schon länger verfolgt, weiss, dass wir unsere Musik oft an speziellen Orten aufnehmen. Dieses Mal funktionierten wir unsere Wohnung in ein Tonstudio um. Die Gesänge nahmen wir zum Beispiel im Schlafzimmer auf, die Gitarren im Büro und so weiter. Besonders angetan hat uns das Badezimmer, denn diesen Klang kann man nicht simulieren. Dadurch ist eine sehr persönliche Atmosphäre entstanden. Das neue Album hat einige Überraschungen parat und wir freuen uns schon sehr, diese Songs bald live zu spielen.

Woher stammt die Inspiration für die neuen Songs?
Das ist sehr verschieden. Wir waren zum Beispiel letzten Sommer mit einem grossen, aufblasbaren Flamingo auf der Aare. Das war sehr lustig und vor allem auffällig. Dieses Bild ist uns geblieben. Als es dann kälter wurde und wir mit dem Songwriting begannen, hat uns diese Erinnerung für den Song «Flamingo» inspiriert. Wir zimmern uns in unseren Songs gerne Traumwelten zusammen, welche Emotionen auslösen.

In einigen Monaten werdet Ihr seit langem endlich wieder live auf der Bühne stehen (hoffentlich). Was macht Ihr kurz vor einem Auftritt? Habt Ihr ein Ritual?
Anja Häni: Einen Konzerttag starten wir mit einem grossen Brunch zu Hause. (Ausser der Kühlschrank ist leer.) Danach geht es zu unserem Lager und wir beladen die beiden Fahrzeuge, die wir zwei gleich selbst fahren. Ich den Personenbus und Häni den Materialbus. Wir sind der Meinung, dass es uns gut tut anzupacken und es hat auch etwas Beruhigendes vor einem Konzert Kabel einzustecken und Mikrofone aufzustellen. Bevor wir dann auf die Bühne steigen, umarmen wir unsere Livemusiker und wünschen uns allen ein tolles Konzert.

Als Halunke feiert Ihr bereits das 10-jährige Jubiläum. Wie hat alles angefangen?
Christian Häni: Meine erste Band «Scream» hat sich 2009 aufgelöst. Für mich war schon immer klar, dass ich weiterhin Songs schreiben werde. Noch bevor viel Musik geschrieben war, wussten wir, wie unser neues Projekt heissen soll. Eingefallen ist uns der Name an einem Konzert von Stiller Has im Berner Konzertlokal Bierhübeli. Für das erste Album hatten wir einen Plattenvertrag mit Universal. Uns wurde aber schnell klar, dass wir nur dann 100 Prozent authentisch sein können, wenn wir das Ruder selber in die Hand nehmen. Dieser Entscheid bringt natürlich auch Nachteile mit sich, da wir ohne Marketingbudget und Support von grossen Medien oder Veranstaltungen unseren Weg gehen. Umso mehr freut es uns, dass wir es bis hier hin geschafft haben und auch heute noch immer für unsere Musik brennen.

Wenn Ihr aus Euren gesamten Werken eine Lieblingssongzeile wählen müsstet, welche wäre das und wieso?
„Duume ufe und es rise Smiley im Gsicht, o we me dr Chopf vom Nagel nie trifft, ds ganze Huus brönnt lichterlo und wider ohni blaus Oug usecho“, ein Ausschnitt des neuen Songs «Smiley», welcher auch auf dem Album «Flamingo» sein wird, das am 3. September 2021 erscheint. Diese Zeilen beschreiben unsere Lebensphilosophie sehr gut. Mit einer positiven Sicht auf die Dinge kann man alles schaffen.